Der richtige Umgang mit Zweifeln – Was zu tun ist, wenn Du nicht weiter weißt
Peter hat einen soliden Job. Er arbeitet bei einem großen Internethändler im Servicebereich. Der Beruf ist schon ganz OK und seine Kollegen sind auch nett.
Zeitgleich hat er schon lange eine Idee: Er würde gerne eigenes Unternehmen gründen. Er möchte eine bestimmte Software entwickeln. Er weiß, dass er dafür den Job an den Nagel hängen müsste und ein großes Risiko eingeht.
Doch eines Tages beschließt er, zu kündigen und sich voll und ganz auf seine Geschäftsidee zu konzentrieren. Er hat eine sehr große Anfangsmotivation, akquiriert Gelder, stellt Programmierer ein und fängt an, seine Idee umzusetzen.
Nach ein paar Wochen hat er das Gefühl, immer noch nicht wirklich vorwärts gekommen zu sein. Die Softwareentwicklung geht nicht wie gewünscht voran, er sieht mehr Stress als Freude und irgendwie stagniert alles. Peter zweifelt an seiner ursprünglichen Idee…
Beatrice hat einen neuen Freund. Michael. Sie haben sich vor ein paar Wochen kennen gelernt und Michael stand gleich auf Beatrice. Er ließ nicht locker und machte ihr immer wieder Avancen. Obwohl Beatrice sich von Anfang an nicht sicher war, lies sie sich dann doch auf die Beziehung ein.
Doch wenn sie ihren Freundinnen davon erzählt, kommt sie nicht gerade ins Schwärmen. Das wird auch ihr irgendwann bewusst und sie beginnt an ihrer Entscheidung zu zweifeln…
Bernd hat sein Studium als Betriebswirt abgeschlossen. Er bewirbt sich auf einige Stellen im Marketing. Nach ein paar Vorstellungsgesprächen bekommt er einen Job bei einem mittelständischen Unternehmen.
Frisch im Job ist er hochmotiviert und bringt sich voll und ganz ein. Doch nach ein paar Monaten stellt er fest, dass sich in der Firma irgendwie nichts bewegt. Er steht morgens auf und hat keine Lust mehr, zur Arbeit zu fahren. Er zweifelt daran, ob dies wirklich der Job ist, den er sich zuvor ausgemalt hatte…
Alexander macht sich als Webdesigner selbständig. Er bastelt schon immer gerne Homepages und möchte damit sein Geld verdienen.
Nachdem er sich um alle rechtlichen Dinge gekümmert hat, zieht er seine ersten Jobs an Land. Nach ein paar Monaten stellt er fest, dass es schwierig ist, immer neue Aufträge zu bekommen. Er hat keine Lust auf die Kundengewinnung und es fällt ihm auch sehr schwer. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Er beginnt an der Sache zu zweifeln…
Was hat es mit den Zweifeln auf sich?
Zweifel drücken eine Unsicherheit aus und sie können in allen möglichen Situationen vorkommen. Die obigen Beispiele sind sehr eindeutig. Und doch gibt es in keiner Situation ein Richtig und Falsch.
Nach meiner Erfahrung muss bei Zweifeln zwischen zwei grundlegenden Dingen unterschieden werden:
1. Kommen die Zweifel aus einer Angst/Unsicherheit heraus?
2. Kommen sie von Herzen?
Das möchte ich noch etwas näher erläutern:
Nehmen wir Beatrice aus dem obigen Beispiel. Sie ist zwar mit Michael eine Beziehung eingegangen, aber wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst ist, dann fühlt sie einfach, dass sie nicht genug Gefühle für ihn hat. Sie spürt es einfach. Das nenne ich Zweifel aus dem Herzen. Ihr Herz zeigt ihr ganz klar, was sie wirklich will und was nicht. Diese Sache ist sehr eindeutig.
Bei Alexander dem Webdesigner ist es wieder anders: Er liebt das Designen. Es macht ihm einfach Spaß und er verbringt gerne seine Zeit damit. Doch da er so wenige Aufträge bekommt, zweifelt er daran. Seine Zweifel kommen aus der Angst heraus, nicht genug Geld zu verdienen. Sein Herz schlägt ganz klar für das, was er tut. Er zweifelt also nicht daran, ob Webdesign das Richtige für ihn ist. Sondern nur an der aktuellen Situation.
Was bringt Dir diese Erkenntnis jetzt?
Ich persönlich bin der festen Überzeugung, dass es sehr sinnvoll ist, seinem Herzen zu folgen. Und genauso sollte man aber die Risiken nicht missachten. Vielleicht ist Alexander ein begnadeter Webdesigner. Aber vielleicht ist er einfach ein schlechter Geschäftsmann und wird (und will) das auch niemals lernen.
Er könnte aber auch beschließen, alles für seinen Traum zu geben und dann eben auch in den Sauren Apfel zu beißen und die Akquise zu lernen, bis er dauerhaft genug Aufträge hat.
Wie oben schon gesagt: In diesem Fall gibt es kein Richtig und Falsch. Es gibt nur das, wofür Alexander sich entscheidet.
Und wenn er einen starken Traum hat, ist er vielleicht auch bereit dazu, alles dafür zu geben.
Der erste Schritt, wenn Du am Zweifeln bist, ist also immer herauszufinden, woher die Zweifel kommen!
Kommen sie aus einem schlechten Gefühl heraus oder kommen sie aus dem Herzen?
Je stärker Dein Selbstvertrauen ist, desto klarer kannst Du zwischen diesen beiden Punkten unterscheiden.
Und wenn es Dir schwer fällt, zu erkennen, was der Auslöser für Deine Zweifel ist, dann gibt es einen guten Weg, das herauszufinden:
In dem Du an einer Sache erst mal dran bleibst. Wenn Du Dir mit einer Sache unsicher bist und Du nicht weißt, ob diese Unsicherheit aus einer Angst heraus entstanden ist oder eben daher rührt, dass sie einfach das Falsche für Dich ist, dann ziehe sie erst mal durch!
Bring etwas zu Ende, um wirklich zu erfahren, ob es das Richtige für Dich ist oder nicht. Denn wenn Du eine Sache nach der anderen immer wieder abbrichst, dann bist Du jemand, der viele Dinge angefangen und nichts zu Ende gebracht hat und wirst mit leeren Händen dastehen.
Wie unser Gehirn uns austrickst
Wenn eine Unsicherheit aufkommt (und da steht eben oft eine Angst dahinter), dann fallen uns immer sehr gute Gründe ein, etwas nicht zu tun. Unser Gehirn ist da sehr kreativ.
Deswegen ist es auch so wichtig, seine Emotionen zu verstehen und zu erkennen, wann man sich selbst etwas vormacht (Zweifel durch Angst) oder wirkliche Zweifel hat (aus dem Herzen heraus).
Was tun bei Zweifeln?
Wenn Du in einer Situation bist, in der Du am Zweifeln bist, dann kannst Du folgende Schritte durchlaufen, um Dir Deiner Sache klarer zu werden.
1. Nimm Abstand und werde Dir bewusst
Wenn Du zu sehr in die Situation involviert bist, dann kann es Dir sehr schwer fallen, Deine Emotionen genau zu interpretieren.
Deswegen ziehe Dich zurück und gönne Dir etwas Abstand und Ruhe. Am besten ist dafür ein Urlaub geeignet, in dem Du komplett aus der Situation draußen bist. Das gibt Dir neue Gedanken und Du siehst alles aus einem anderen Blickwinkel.
Wenn das schlecht möglich ist, dann suche den Urlaub im Kleinen: Gehe im Wald spazieren oder in eine Sauna oder gönne Dir eine Massage. Tue etwas, um zur Ruhe zu kommen und sortiere dadurch Deine Gedanken.
Dann fühle in Dich rein und erspüre, woher Deine Zweifel kommen.
2. Frag Freunde
Um noch weitere Eindrücke zu bekommen, solltest Du Dich mit Menschen austauschen. Das können gute Freunde, Familie oder auch ein Coach sein. Jemand, der Dir dabei hilft, Deine Gedanken zu sortieren und mehr Klarheit zu erlangen.
Oft reicht das darüber reden schon aus, um mehr Struktur in Deinem Kopf zu schaffen.
3. Triff eine Entscheidung und ziehe diese durch
Sobald Du Dir etwas klarer über Deine Situation geworden bist, gilt es eine Entscheidung zu treffen. Denn wenn Du keine Entscheidung triffst, wirst Du Dich mit Deinen Zweifeln nur immer weiter quälen.
Der Ausweg aus den Zweifeln ist die Entscheidung. Du entscheidest, wie es weiter gehen soll.
Peter aus dem Beispiel oben (der mit der Softwarefirma) könnte sich überlegen, ob er trotz Stagnation weiter macht oder nicht. Und wenn er sich dazu entscheidet, dann kann er sich klare Gedanken darüber machen, wie genau es weiter geht. Das ob ist dann nämlich geklärt und er kann alle Energie dafür verwenden, Lösungen dafür zu finden, wie es weiter gehen soll.
Beatrice kann auch eine Entscheidung für oder gegen die Beziehung mit Michael treffen. Wenn sie einfach noch nicht klar erkennt, ob diese Beziehung jetzt das Richtige für sie ist, dann kann sie sich auch erst mal darauf einlassen und mit der Zeit wird sie sich klarer darüber werden, was für sie richtig ist und was nicht.
Und auch Bernd (der Betriebswirt mit dem Marketing-Job) kann entscheiden, ob er den Job jetzt erst mal durchzieht oder ob er sich etwas Neues sucht. Aber sobald er eine Entscheidung getroffen hat, kann er alle Energie darein investieren, wofür er sich entschieden hat.
Wenn er sich für den Job entscheidet und ein Jahr später feststellt, dass es ihm immer noch keinen Spaß macht, kann er sich neu entscheiden. Manchmal braucht es einfach auch Zeit. Wichtig ist eben, eine Entscheidung für sich zu treffen, wirklich Energie zu geben, die Sache bis zu einem Punkt durchzuziehen und wenn es dann immer noch nicht passt, ist das ja in Ordnung. Aber dann ist man auch sicher (man hat es schließlich ausprobiert).
Und Alexander der Webdesigner kann auch beschließen, dass er sich lieber eine Festanstellung sucht. Er könnte aber auch entscheiden, das Verkaufen zu lernen, auch wenn er es nicht mag. Aber dadurch könnte er seinen Traum verwirklichen. Und dann kann es sein, dass er wirklich erfolgreich und glücklich damit wird. Vielleicht auch nicht. Herausfinden kann er es nur, wenn er es wirklich versucht hat.
Du wirst merken, je mehr Entscheidungen Du triffst, desto leichter wird es mit der Zeit. Denn mit jeder Entscheidung steigt Dein Selbstvertrauen und es wird Dir immer einfacher fallen, sowohl Entscheidungen zu treffen, als auch Deine Zweifel zu verstehen und so mit ihnen umzugehen, dass es Dir gut tut.