Soziale Phobie: Wie ich sie überwunden habe (und eine Anleitung für Dich)
Der Grat zwischen Schüchternheit und einer sozialen Phobie ist sehr schmal und ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass dies ein sensibles Thema ist.
Ich nehme gleich eines vorweg: Ich bin nicht dafür ausgebildet, bei schweren Ängsten beraten zu dürfen und schreibe diesen Artikel allein aus meiner eigenen Erfahrung heraus. Trotzdem gebe ich Dir Ratschläge mit auf den Weg, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe und von denen ich überzeugt bin, dass Du damit eine soziale Phobie überwinden kannst.
Wieso ich über eine soziale Phobie schreibe
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann weiß ich nicht, ob ich eine soziale Phobie hatte. Ich glaube aber schon. Denn genau so hatte es sich damals angefühlt. Ich habe sie mir nur nie diagnostizieren lassen.
Ich hatte oft die Situation, dass ich mich in normalen sozialen Interaktionen eben nicht normal fühlte. In gewöhnlichen Gesprächen mit anderen Menschen fiel es mir schwer, Blickkontakt aufzubauen, meine Gedanken kreisten um meine Angst und nicht um die Gesprächsthemen, ich kam ins Schwitzen und mein Herz schlug schneller.
Und das sind alles Symptome einer sozialen Phobie.
Um diesem Dilemma zu entkommen hatte ich mir auch eine gute Strategie zurechtgelegt: Ich habe mich einfach betrunken. Das hat in vielen Situationen super funktioniert.
Wenn ich beispielsweise auf einer Party war und von anderen Menschen umgeben war und mir mal wieder die Angst zu Kopf stieg, bin ich einfach an die Bar gegangen, um mir einen Drink zu holen. Das hatte mehrere Vorteile: Erstens hatte ich dann einen guten Grund die Situation verlassen zu können und zweitens konnte ich durch den Alkohol meine Ängste unterdrücken.
Langfristig war das natürlich keine gute Strategie und hat mein Problem auch nicht gelöst.
Aber ein kurzer Einschub an dieser Stelle: Ich habe gerade einige Symptome einer sozialen Phobie angesprochen. Darauf möchte ich noch weiter eingehen.
Symptome einer sozialen Phobie
Da wären zum einen die körperlichen Reaktionen, die direkt in den ängstlichen Situationen auftauchen. Dazu gehören:
– Herzrasen
– starkes Schwitzen
– Aufsteigende Hitze im Körper
– Zittern und Unruhe
– Schwierigkeiten, Blickkontakt aufzubauen
– Erröten
– Oder auch Durchfall
Hinzu kommen Gedanken, die es einem schwierig machen ein normales Gespräch zu führen. Die Gedanken kreisen dann in den sozialen Situationen um die Angst und nicht um das eigentliche Gesprächsthema.
So ist man dann nur mit sich selbst beschäftigt und hat keine Klarheit, um ein lockeres Gespräch zu führen.
Mit einer sozialen Phobie gehen meist noch ein niedriges Selbstwertgefühl und der Drang nach Perfektionismus einher.
Therapien von sozialer Phobie
Eine Behandlung einer solchen Phobie kann auf drei Ebenen stattfinden: Auf der Ebene der Selbsthilfe, der Therapie oder mittels Medikamente.
In diesem Artikel werde ich auf Übungen zur Selbsthilfe eingehen und weise darauf hin, dass Du bitte einen Experten kontaktierst, wenn Du alleine Schwierigkeiten hast, mit Deinen Ängsten umzugehen.
Und hier sind wir auch an einem wichtigen Punkt: Viele Menschen, die Probleme haben, nehmen sich keinen Experte zu Hilfe. Oft wird das als Zeichen von Schwäche wahrgenommen. Ich sage Dir aber: Da ist überhaupt nichts dabei. Wenn Dein Auto nicht geht, dann bringst Du es ja auch zu den Menschen, die sich damit auskennen, um es reparieren zu lassen.
[hcshort id=“70″]Wie habe ich meine Ängste überwunden?
Ich bin durch meine Ängste durchgegangen! Da ich eben Angst vor Gesprächen und Nähe hatte, habe ich mich genau dem ausgesetzt.
Ich hatte das Ziel, vor allem Nähe zu Frauen aufzubauen, da ich jahrelang Probleme damit hatte. Deswegen bin ich raus auf die Straße gegangen und bin mit Menschen (vor allem Frauen) ins Gespräch gekommen.
Und zwar über Monate hinweg.
Mit meiner sozialen Phobie gingen Gedanken einher, die sich viel darum gedreht haben, was wohl mein Gegenüber von mir halten würde und was er oder sie von mir wohl denken würde, wenn er oder sie erkennt, dass ich gerade Angst habe. Ich hatte Angst, mich zu blamieren und mich verletzlich zu zeigen.
Außerdem haben mich meine Gedanken auch immer dazu gedrängt, die Situation zu verlassen. So bin ich meiner Angst immer ausgewichen und konnte nichts daran ändern.
Und genau diesen Problemen bin ich begegnet. Ich bin eine Zeit lang jeden Tag auf die Straße gegangen, um Menschen anzusprechen und mir selbst zu zeigen, dass dabei alle meine Befürchtungen niemals eintreffen würden.
Und da ich da konsequent dran geblieben bin, habe ich genau das erreicht. Irgendwann wurde mir klar, dass nichts Schlimmes passieren würde. Ich wurde mit der Zeit entspannter und gelassener. Mir wurde immer mehr egal, was andere Menschen von mir halten.
Hinzu kam, dass ich mein Selbstwertgefühl stärkte und mir eigene Ziele setzte. Dadurch machte ich mich unabhängiger von anderen Menschen.
Das spielte alles zusammen. Zum einen bin ich meine Ängste direkt angegangen und habe mich ständig neuen Herausforderungen gestellt. Und zum anderen habe ich mein eigenes Leben aufgebaut und darauf geachtet, was ich wirklich will.
Übrigens: Wenn Du Angst vor der Angst hast, findest Du hier einen passenden Artikel dazu: Die Angst vor der Angst – so wirst Du sie los!
Wie genau Du vorgehen kannst
Wenn Du Dich auch Deinen Ängsten stellen möchtest, dann könntest Du wie folgt vorgehen:
Wenn Du große Schwierigkeiten hast, mit Menschen in Kontakt zu kommen, dann fang am besten damit an, dass Du Dir Gleichgesinnte suchst. Suche Dir jemanden, der auch seine Ängste besiegen möchte. Gemeinsam ist es leichter.
Das kannst Du tun, indem Du beispielsweise im Internet nach entsprechenden Foren suchst oder nach einer Selbsthilfegruppe oder Du gehst zu Seminaren oder ähnlichem, wo Du neue Menschen treffen kannst.
Und dann fang an, Dich gezielt in Situationen zu begeben, in denen Du Dich bisher unwohl gefühlt hast. Das kannst Du alleine machen oder eben mit jemandem zusammen.
Ihr könnt dann damit anfangen, in die erste unangenehme Situation zu gehen. Je nachdem, was das bei Dir ist, könnte es ein Einkauf sein oder zusammen in eine Bar zu gehen. Gehe in dem Tempo vor, das Dir gut tut. Gehe in kleinen Schritten vorwärts.
Wenn es Dir leicht fällt, vor die Tür zu gehen, Du Dich aber in einer Bar eher unwohl fühlst, dann kannst Du das in kleine Schritte unterteilen. Du musst ja nicht gleich vor allen Leuten eine Rede halten.
Mach Dir vorher einen festen Plan. Das könnte so aussehen, dass Ihr an Tag 1 für 10 Minuten in eine Bar geht, an Tag 2 15 Minuten, an Tag 3 20 Minuten, usw. Und Ihr Euch dann irgendwann Aufgaben gebt, wie z. B.: Stell dem Barkeeper eine Frage.
Ihr coacht Euch gegenseitig. Einer gibt eine Aufgabe und der andere macht sie. Und nach einer gewissen Zeit wird dann gewechselt.
Und so könnt ihr Euch Schritt für Schritt Euren Ängsten stellen. Und wenn Du mal soweit bist, dass Du in der Bar Menschen ansprichst, dann wird das frühere Problem, nur in eine Bar hinein zu gehen, schon vollkommen egal geworden sein.
Dasselbe könnt ihr auch auf der Straße machen. Wenn Du Dir vornimmst, 10 Menschen an einem Tag anzusprechen, dann wird Dir nicht mehr so wichtig sein, was eine Person von Dir denkt. Und wenn Du Dir vornimmst, 100 Menschen anzusprechen, kannst Du Dir vorstellen, was passiert.
In welcher Art und Weise Du Menschen ansprichst ist nicht so wichtig. Du kannst mit leichten Übungen beginnen, wie beispielsweise nach dem Weg fragen oder nach der Uhrzeit. Und auch hier gilt: Mache Dir einen Plan und steigere Dich Schritt für Schritt.
Sei kreativ, gebt Euch Aufgaben und unterstützt Euch gegenseitig.
Wenn Du noch gleichgesinnte suchst, schau Dir auch meinen Ratgeber dazu an: Freunde finden
Was das Wichtigste ist!
Es ist wirklich enorm wichtig, am Ball zu bleiben. Wenn Du zwei Tage raus gehst und Dich Deinen Ängsten stellst und dann zwei Wochen nichts mehr machst, dann fängst Du quasi wieder bei null an. Die Regelmäßigkeit ist das alles Entscheidende.
Arbeite außerdem noch an Deinen Zielen und Deinem Leben. Setz Dich damit auseinander, was Du aus Deinem Leben machen möchtest und lerne, das zu verwirklichen.
Stelle Dich konsequent neuen Herausforderungen und lass dadurch Deine Ängste los.
Mache zusätzlich Übungen wie Visualisieren oder Meditieren und bleib dran. Mit der Zeit wirst Du merken, dass es Dir immer leichter fällt, Dich von Menschen zu umgeben und mit ihnen eine schöne Zeit zu verbringen.
Und jetzt bist Du dran! Geh raus und zeig Deiner sozialen Phobie wo es lang geht.
Wenn Du noch mehr von meiner persönlichen Geschichte erfahren möchtest, dann trage Dich für das E-Mail Coaching ein!