5 wirkungsvolle Techniken, um Perfektionismus abzulegen
An vielen Stellen im Leben ist es angebracht, sich besonders viel Mühe zu geben und die Dinge so perfekt wie möglich zu machen.
Schau Dich nur überall um: Sichere Autos, perfekt geschliffene Diamanten, wundervoll klingende Musikboxen, gute Filme, ein leckeres Essen, eine gute medizinische Versorgung und Geräte auf dem neusten Stand der Technik.
In vielen Bereichen ist es sehr nützlich, die Dinge perfekt machen zu wollen. Oder zumindest trägt es zu einem qualitativeren oder sichereren Leben bei.
Aber wo stößt der Perfektionismus an seine Grenzen? Wann ist es „zu viel des Guten“? Wann schadet er mehr, als dass er nutzt? Und wie kannst Du ihn erkennen und ablegen?
Inhalt des Artikels:
Welche Arten von Perfektionismus gibt es?
Woran Du merkst, dass Du ein Perfektionist bist
1. Perfektionisten mögen keine Spontaneität
2. Schwarz-Weiß-Denken
3. Fokus auf Negatives, Fehler und Schwächen
4. Das Feiern von Erfolgen bleibt aus
5. Jede Aufgabe wird zum Zeitfresser
6. Das ständige Denken daran, was noch besser gemacht werden kann
7. Negative Kritik wird überbewertet
Wie entsteht Perfektionismus?
So kannst Du Deinen Perfektionismus ablegen
1. Schau Dir an, was zwischen schwarz und weiß liegt
2. Mache bewusst Fehler
3. Stärke Dein Selbstwertgefühl
4. Schau Dir an, was Dir die Perfektion bisher gebracht hat
5. Gib Dir selbst Anerkennung und feiere Deine Erfolge
Welche Arten von Perfektionismus gibt es?
Im Prinzip gibt es zwei Arten von Perfektionsstreben (Quelle: Wikipedia):
1. Streben nach Vollkommenheit (perfektionistisches Streben)
2. Übertriebene Fehlervermeidung (perfektionistische Besorgnis)
Das Streben nach Vollkommenheit ist ein gesundes, funktionales Perfektionsstreben, das man besser mit Gewissenhaftigkeit bezeichnen kann.
Und die übertriebene Fehlervermeidung ist ein ungesundes, dysfunktionales Perfektionsstreben. Kommen beide Arten in hohem Maße zusammen, spricht man von Perfektionismus.
Wie zu Beginn des Artikels schon beschrieben, ist nichts Verwerfliches dabei, sich mit seinen Aufgaben sehr viel Mühe zu geben und diese möglichst perfekt ausführen zu wollen. Das ist dann das Streben nach Vollkommenheit.
Schwierig wird es eben dann, wenn die Motivation hinter einer Aufgabe eine andere ist. Nämlich die übertriebene Fehlervermeidung. Dann wird Perfektionismus zur Qual und kann weitreichende negative Konsequenzen mit sich bringen.
Der Stern beschreibt diese beiden Arten des Perfektionsstrebens wie folgt:
„Der gesunde Perfektionist strebt danach, seine Sache gut zu machen. Er verfolgt seine Ziele gewissenhaft, freut sich über positive Ergebnisse, gesteht sich aber auch zu, auf dem Weg dahin nicht alles richtig zu machen. Fehler sind für ihn kein Weltuntergang, er kann loslassen und umdisponieren, wenn er merkt, dass ein Ziel nicht erreichbar ist. Der ungesunde Perfektionist dagegen ist abhängig von der Anerkennung durch andere und hat ständig Angst, zu versagen. Er legt die Latte hoch, unabhängig davon, ob das Ziel überhaupt realistisch ist. Gleichzeitig hat er panische Angst, Fehler zu machen und den Erwartungen nicht zu genügen. Solche dysfunktionalen Perfektionisten sind in einer Dauerbewährungssituation.“
Ich denke, es wird klar, worum es geht!
Seine Sache gut machen zu wollen, ist lobenswert und bringt viel Qualität in das menschliche Streben.
Es aber auch loslassen zu können und nicht aus einer negativen Motivation (die Fehlervermeidung) heraus zu handeln, macht den Unterschied.
Woran Du merkst, dass Du ein Perfektionist bist
Betroffene beschreiben, dass sich der Perfektionismus bei ihnen langsam eingeschlichen hat und sie es erst gar nicht mitbekommen haben.
Deswegen ist es wichtig, sich selbst ehrlich zu hinterfragen und sich genau anzusehen, von welchen Emotionen man geleitet wird.
Die folgenden Punkte sind typische Symptome von perfektionistischem Verhalten:
1. Perfektionisten mögen keine Spontaneität
Da ein Perfektionist einen exakten Plan davon im Kopf hat, was passieren soll, kommen ihm Zwischenfälle und spontane Planänderungen in die Quere.
Er kann nicht damit umgehen, da er die Angst hat, die Kontrolle zu verlieren.
Alles muss so ausgearbeitet werden, wie er es sich ausmalt. Spontane Änderungen haben dort keinen Platz.
2. Schwarz-Weiß-Denken
Das ist ein wichtiger Punkt!
Perfektionisten haben oft ein Schwarz-Weiß-Denken. Es gibt in ihrer Welt nur gut oder schlecht. Und nichts dazwischen.
Das führt dann auch dazu, sie den Perfektionismus schwer loslassen können. Denn: Sie denken, sie müssten schlampig und unorganisiert werden um keine Perfektionisten mehr zu sein. Das heißt, sie hätten keine andere Wahl, als das extreme Gegenteil von dem zu werden, was sie sind.
Das stößt sie natürlich ab.
Dass es noch unendlich viele Möglichkeiten zwischen den beiden Extremen gibt, das fällt ihnen schwer, sich vorzustellen.
3. Fokus auf Negatives, Fehler und Schwächen
Außerdem konzentrieren sich Perfektionisten auf Negatives. Sie suchen immer nach dem, was nicht klappt, was sie nicht gut können, was noch nicht gut funktioniert, was eben noch nicht perfekt ist.
Das machen sie dann nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei anderen Menschen.
Sie sind unbewusst immer auf der Suche nach dem Fehler.
4. Das Feiern von Erfolgen bleibt aus
Wenn ein Perfektionist eine Aufgabe mit Bravour meistert, fällt es ihm schwer, diesen Erfolg als solchen zu sehen und ihn zu feiern.
Vielleicht findet er sogar immer noch einen Fehler und schafft es nicht, sich selbst wirkliches Lob und Anerkennung zu geben.
5. Jede Aufgabe wird zum Zeitfresser
Der perfektionistisch veranlagte Mensch verbringt sehr viel Zeit mit Dingen, die eigentlich keine Zeit mehr benötigen.
So wird die E-Mail an den Chef noch drei Mal gelesen, obwohl sie schon lange fertig ist.
Nach dem Pareto-Prinzip schaffen wir mit 20% unserer Zeit und Energie 80% des Endergebnisses. Die letzten 20% (um ein Ergebnis perfekt zu machen) benötigen dann nochmal 80% unserer Zeit und Energie.
Der Perfektionist verschwendet viel Zeit und Energie mit diesen letzten 20%.
Dadurch wird er mit seinen Aufgaben nur sehr langsam fertig und diese häufen sich, wodurch schnell Überforderung eintreten kann.
6. Das ständige Denken daran, was noch besser gemacht werden kann
Seine Gedanken drehen sich immer wieder darum, was noch besser gemacht werden kann. Er nimmt sich keine Zeit dafür, das zu sehen, was bereits gut ist, sondern ist ständig auf das konzentriert, was noch nicht passt.
Dadurch ist er dauernd in negativen Gedanken und ständigem Stress ausgesetzt.
7. Negative Kritik wird überbewertet
Das Menschen in Feedbackrunden zumeist das auffällt, was nicht so gut war, ist relativ normal.
Doch der Perfektionist nimmt sich negative Kritik sehr zu Herzen und sehr persönlich. Es fällt ihm schwer, Abstand davon zu gewinnen und tendiert dazu, sich zu sehr hinein zu steigern.
Wie entsteht Perfektionismus?
Kommen Dir manche der obigen Punkte bekannt vor?
Bevor wir dazu kommen, wie Du Deinen Perfektionismus ablegen kannst, schauen wir uns noch an, wo er eigentlich herkommt.
Das Streben nach Perfektion wird getragen von der Angst vor Ablehnung, der Angst zu versagen und der Suche nach Anerkennung.
Und dahinter wiederum verbirgt sich ein niedriges Selbstwertgefühl.
Der Perfektionist ist unbewusst ständig von diesen Ängsten getrieben (deswegen auch perfektionistische Besorgnis) und versucht die Anerkennung, die er sich selbst nicht gibt, von außen zu bekommen.
Das kann im Extremfall zu Burnout und Depressionen führen.
So kannst Du Deinen Perfektionismus ablegen
Wenn Du Deinen Perfektionismus ablegen willst, dann geht es darum, Dir selbst zu zeigen, dass Du ihn nicht brauchst und dass Aufgaben auch unperfekt vollständig sein können.
Du darfst lernen, Dir selbst mehr Anerkennung zu geben und Deine Ängste (die hinter dem Perfektionismus liegen) erkennen und loslassen.
Durch gezielte Übung kannst Du verstehen, dass das Leben sehr viel Freude bereitet, auch wenn mal etwas daneben geht oder eben nicht perfekt ist.
1. Schau Dir an, was zwischen schwarz und weiß liegt
Erstens: Mache Dir jetzt sofort klar, dass die logische Konsequenz, wenn Du Deinen Perfektionismus ablegst NICHT ist, dass Du schlampig und fahrlässig wirst.
Sondern Du erweiterst dadurch Deinen Handlungsspielraum! Wenn Dir Perfektion nicht mehr so wichtig ist, dann bist Du viel flexibler. Dann kannst Du vor jeder einzelnen Aufgabe frei entscheiden, wie viel Energie Du hineingeben möchtest und wie wichtig Dir die Aufgabe ist.
Du hast dann die freie Wahl und kannst jederzeit nach Vollkommenheit streben ohne von einem Zwang getrieben zu sein.
Genauso kannst Du aber auch Dinge locker und entspannt sehen und Dich gut damit fühlen, wenn etwas mal schlampig ausgeführt wird.
Zweitens: Um zu lernen, Perfektionismus loszulassen, beobachte jederzeit Dein Denken. Tendierst Du auch im Alltag dazu, in schwarz-weiß zu denken?
Mache Dir immer wieder klar, dass es einen sehr großen Spielraum dazwischen gibt. Wenn eine Aufgabe nicht perfekt erledigt ist, ist das noch lange kein Versagen. Sie kann auch einfach nur gut ausgeführt sein, auch wenn man sie noch verbessern könnte.
2. Mache bewusst Fehler
Wenn es Dir schwer fällt, Fehler zu machen, dann mache Fehler!
Dadurch lernst Du nach und nach, dass nichts Schlimmes passieren wird. Du zeigst Deinen Ängsten, dass sie unrecht haben!
Fang einfach im Kleinen an: Lass Kleidung in der Wohnung auf dem Boden liegen oder parke das Auto schief ein. Nimm Dinge, die keine große Auswirkung haben und mache das regelmäßig. Du wirst lernen, dass nichts passieren wird.
3. Stärke Dein Selbstwertgefühl
Gib Dir selbst die Anerkennung, die Du im Außen suchst!
Hier findest Du viele Übungen, um Dein Selbstbewusstsein zu stärken.
4. Schau Dir an, was Dir die Perfektion bisher gebracht hat
Mache diese Übung am besten schriftlich. Überlege Dir gut, was Dir Dein Perfektionismus bisher gebracht hat!
Mache Dir folgendes bewusst:
Du hast immer versucht, Aufgaben perfekt zu machen. Das hat Dich viel Zeit, Energie und Kraft gekostet.
Hast Du Dein Ziel erreicht? Ist Dir Dein Vorhaben gelungen?
Du wirst feststellen, dass dem nicht so ist. Egal, wie sehr Du Dich auch anstrengst, am Ende wirst Du immer etwas finden, was falsch ist oder noch besser gemacht werden kann.
Die logische Konsequenz daraus: Trotz Deines Perfektionismus hast Du Deine Ziele nicht erreicht. Folglich brauchst Du ihn gar nicht. Er bringt Dir nichts!
5. Gib Dir selbst Anerkennung und feiere Deine Erfolge
Wenn Du eine Aufgabe abschließt, dann sei stolz auf Dich! Lerne, Dich auch auf kleine Erfolge zu konzentrieren.
Suche nicht nach Fehlern, sondern fokussiere Dich auf das, was schon richtig ist.
Mache Dir immer wieder bewusst, dass in jeder kleinen gemachten Aufgabe bereits ein Erfolg steckt.
Gib Dir selbst die Anerkennung und lobe Dich für das, was Du bereits erreicht hast. Konzentriere Dich ganz bewusst auf das Positive. Übe das immer und immer wieder.
Wenn Du täglich an Dir arbeiten möchtest, hol Dir auch meinen gratis E-Mail-Kurs.