Loslassen lernen: So geht’s wirklich!
Zunächst einmal: Warum ist das Loslassen lernen so wichtig?
Loslassen können wir im Prinzip zwei Arten von „Denkweisen“. Die eine Art beschäftigt sich mit Verletzungen oder negativen Gefühlen und die zweite Art mit dem eigenen Charakter bzw. dem Image.
Zu der ersten Art:
Typische Beispiele dafür sind das verlassen oder verletzt werden. Oder auch bei eigenen Fehlern und Selbstvorwürfen. Oder das Aufgeben von Dingen.
Sätze, die Dir in diesem Zusammenhang bekannt vorkommen könnten:
„Warum passiert das immer mir?“
„Womit habe ich das verdient?“
„Das ist total ungerecht!“
„Ich verstehe einfach nicht warum!“
„Kann es nicht so sein wie früher?“
„Warum tut er/sie mir das an?“
„Warum tue ich mir das immer wieder an?“
„Ich bin einfach zu nichts zu gebrauchen!“
„Warum habe ich es schon wieder nicht geschafft?“
Das bedeutet, dass sich diese erste Art des Denkens auf ein gewissen Ereignis oder ein wiederkehrendes Ereignis bezieht.
Zu der zweiten Art:
Da wird es schon wieder etwas komplexer. Hier geht es um fest antrainierte Verhaltensweisen, die einem selbst einen vermeintlichen Nutzen bringen, aber in Wahrheit schädlich für uns selbst sind. Beispielsweise jemand, der sich auf Kosten anderer profiliert um sich selbst besser zu stellen oder jemand, der sich selbst immer wieder verletzt, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Bei dieser Art geht es sehr viel um das eigene Image. Wie z. B. auch der Bodybuilder, der wie ein Roboter durch die Gegend läuft, dabei bewusst Angst einflößt und vollkommen sich selbst vergisst.
Hierbei handelt es sich um Verhaltensweisen, die sich im Laufe des Lebens entwickelt haben und auf denen ein Mensch ein Teil seines Selbst abbildet. Dabei geht es nicht um das eigene wahre Selbst, sondern um die Wirkung, die man damit versucht zu erzeugen. Diese Verhaltensweisen abzulegen und loszulassen kann mitunter sehr schwierig sein, da es das komplette eigene Selbst- und Weltbild ins wackeln bringen kann.
Warum solltest Du Loslassen lernen?
Weil Festhalten an diesen Dingen Dir nur selbst schadet. Nehmen wir als Beispiel den Bodybuilder: Vielleicht wünscht er sich insgeheim viel mehr Menschen in seinem Umfeld zu haben, mit denen er eine gute, herzliche und ehrliche Freundschaft oder Beziehung hat, aber das kann er sich nicht selbst eingestehen, da er dann sein Image verlassen müsste. Er steht sich somit selbst im Weg.
Und genau das kann ziemliche Unzufriedenheit hervorrufen (und oft weiß die Person gar nicht, warum eigentlich, weil sie sich nicht traut, sich die Wahrheit einzugestehen).
Und bezogen auf die erste Art (also den Verletzungen) ist es nicht anders. In dem Moment, in dem Du jemanden verfluchst (egal ob Dich selbst oder jemand anderen) oder auf eine Situation schimpfst, schadest Du nur Dir selbst.
Und noch schlimmer ist es, wenn Du das immer wieder mit derselben Situation tust, Du also nicht loslässt.
Warum tun wir es dann, wenn es uns selbst schadet?
Weil wir denken, doch einen Nutzen davon zu haben. Wenn jemand beispielsweise von seiner Freundin verlassen wurde und immer noch die Hoffnung in sich trägt, dass es wieder etwas werden könnte zwischen den beiden, dann sieht er auf der emotionalen Ebene noch die Möglichkeit seinen Wunschzustand (wieder mit seiner Freundin zusammen zu sein) wiederzubekommen. Das ist der Nutzen dahinter.
Oder wenn jemand von einem Freund/einer Freundin verletzt wurde, dann kann derjenige immer wieder in Selbstmitleid baden und anderen Menschen davon erzählen, wie schlecht er behandelt wurde. Das gibt auf den ersten Anschein ein kurzes Gefühl der Befriedigung, aber langfristig schadet es einem nur selbst.
Was Dir das Loslassen bringt
Der erste Nutzen ist aus dem obigen Absatz bereits klar geworden: Du bist einfach glücklicher, wenn Du loslässt!
Das Loslassen hat allerdings noch weitere Vorteile!
1. Du gewinnst an Selbstbestimmung
Sobald Dir klar ist, dass Du selbst bestimmen kannst, wie Du mit Deinen Erfahrungen und Deinem Selbstbild umgehst, bestimmst Du selbst Dein Leben.
Du übernimmst dann die Verantwortung für Dich und Dein Leben und suchst die Schuld nicht mehr woanders.
Und durch diese Selbstbestimmung kannst Du Deine Gedanken und Emotionen selbst steuern und begibst Dich raus aus der Opferrolle.
Und genau das bringt uns zu dem nächsten Punkt:
2. Du erlangst Freiheit
Das liegt ja bereits auf der Hand: Wenn Du Dich nicht an etwas festhältst, sondern es loslässt, dann bist Du freier.
Ich weiß nicht, ob Freiheit ein von Dir angestrebter Zustand ist, aber ich persönlich finde ihn sehr erstrebenswert.
Lässt Du also alte Verletzungen, Selbstanschuldigungen und vielleicht sogar ein Teil Deines Selbstbildes (oder Images) los, wirst Du jedes Mal Deine Freiheit steigern.
Und genau das bringt Dir:
3. Mehr Flexibilität
Wenn Du freier bist, dann bist Du flexibler. Und Flexibilität macht Dich glücklicher. Denn wenn Du flexibel bist, dann kannst Du in vielen Situationen angstfreier entscheiden und Dich wohl fühlen.
Du hast einfach mehr Optionen in Deinem Leben und bist dadurch weniger eingeschränkt.
Und auch das ist nach meinem Empfinden ein begehrenswerter Zustand.
Wie geht das nun? Das Loslassen?
1. Worum geht’s Dir genau?
Stell Dir doch erst mal die Frage, worum es Dir eigentlich geht! Was genau möchtest Du denn loslassen?
Mit welchem Denken oder welchem Verhalten schadest Du Dir selbst?
Und wenn Du soweit bist, dann geht’s zum nächsten Schritt:
2. Nimm die Situation an
Wenn Du genau weißt, worum es geht, dann nimm erst mal alles an, was geschehen ist. Wenn Dich Dein Freund/Deine Freundin verlassen hat, dann akzeptiere, dass es so ist. Du musst es nicht verstehen, sondern nur annehmen.
Oder wenn Du Dich über Dein Verhalten in der Vergangenheit ärgerst oder über eine Eigenschaft an Dir, dann akzeptiere zunächst, dass es so ist.
3. Nimm Deine Emotionen an
Danach wende Dich Deinen Gefühlen zu, wenn Du an die Situation denkst. Und dann nimm auch diese Gefühle an, auch wenn es Wut, Trauer, Ärger oder Hass ist.
Akzeptiere, dass Du diese Gefühle hast, wenn Du an die Situation denkst. Fühle genau in das Gefühl hinein und erlaube ihm, da zu sein.
Bewerte es nicht, sondern beobachte es einfach nur.
4. Triff eine Entscheidung
Wenn Du loslassen willst, dann musst Du Dich auch dafür entscheiden. Sobald Du die Situation bzw. Dein Verhalten und die dazugehörigen Emotionen angenommen hast, beschließe ganz bewusst, das jetzt gehen zu lassen.
Beschließe, Deine Vorwürfe gegenüber anderen oder Dir selbst, Deine Trauer, Wut, Angst oder Scham loszulassen. Beende die negativen Gespräche in Deinem Kopf und gehe bewusst in ein gutes Gefühl hinein.
Beschließe die Vergangenheit als Lernprozess zu verstehen und lass alle Gedanken und Emotionen gehen.
5. Gehe gut mit Dir selbst um und schließe Frieden
Beim Loslassen geht es nicht darum, jemanden, der Dich verletzt hat, zu verzeihen (wobei das auch eine gute Übung ist), sondern es geht darum, Dich emotional davon zu lösen. Damit verschwindet ein wunder Punkt.
Wenn Du beispielsweise gerade verlassen wurdest und Dich jemand darauf anspricht, dann kann es sein, dass viele Gefühle in Dir hochkommen. Wenn Du aber an Deinen Exfreund/Deine Exfreundin von vor 10 Jahren denkst, dann wird Dir das wahrscheinlich nicht so wichtig sein (Deine Gefühle sind nicht so intensiv oder neutral). Diesen wunden Punkt hast Du schon lange überwunden. Du hast losgelassen.
Und genau dasselbe solltest Du mit der aktuellen Situation tun. Gehe gut mit Dir selbst um und konzentriere Dich auf das, was Dir gut tut im Leben.
Nutze Deine Gedanken dazu, Dich gut zu fühlen. Wenn Du also gedanklich immer mal wieder in die Situation rutschst, die Du loslassen willst, dann unterbrich die negativen Gedanken, beschließe erneut, loszulassen und suche Dir ganz bewusst neue Gedanken aus. Gedanken, die Dir gut tun.
Mache das solange, bis Du Deine Emotionen losgelassen hast. Und Du wirst merken, dass Du wieder ein Stück freier geworden bist.
Bildquelle: Image courtesy „Couple Relax Ingarden“ by Vichaya Kiatying-Angsulee / FreeDigitalPhotos.net