Dein inneres Kind – alte Verletzungen heilen und die Liebe zu Dir selbst entwickeln
Was ist das innere Kind? Was steckt hinter diesem Begriff? Und wie kannst Du dieses Konzept nutzen, um alte Verletzungen zu heilen, negative Erfahrungen loszulassen und Liebe und Vertrauen zu Dir selbst entwickeln?
Die Antworten auf diese Fragen erhältst Du im folgenden Artikel:
Was ist das innere Kind?
Das Konzept des inneren Kindes geht zurück auf John Bradshaw und definiert sich wie folgt:
„Das Innere Kind bezeichnet und symbolisiert die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Hierzu gehört das ganze Spektrum intensiver Gefühle, wie unbändige Freude, abgrundtiefer Schmerz, Glück und Traurigkeit, Intuition und Neugierde, Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut.“ (Quelle: Wikipedia)
Es handelt sich dabei also um ein psychologisches Konzept, mit dem sich Aspekte der eigenen Vergangenheit beschreiben und bearbeiten lassen.
„Wer als Kind wenig Liebe und Anerkennung in der Familie erfahren hat oder traumatisiert wurde, entwickelt oftmals intensive Scham- und Angstgefühle, die dazu führen, dass Gefühle aus der Kindheit teilweise oder vollständig ausgeblendet und abgekapselt werden.“ (Quelle: psychomedia)
Das kann dann dazu führen, dass sich eine Person von seinen Gefühlen entfremdet. Und zwar von allen. Dadurch können selbstschädigende Verhaltensweisen, Minderwertigkeitskomplexe, ständiges Streben nach Anerkennung und Aufmerksamkeit sowie Angststörungen und trotziges und kindliches Verhalten eben gerade auch im Erwachsenenalter entstehen.
Was bewirkt die Arbeit mit dem inneren Kind?
Durch die Arbeit mit dem inneren Kind können die Verletzungen und Erfahrungen aus der Kindheit neu durchlebt und verändert werden. Durch das Zulassen der schmerzhaften Gefühle können diese verarbeitet und losgelassen werden und der Zugang zu ureigenen positiven Gefühlen wie Freude, Euphorie und Neugierde wieder freigelegt werden.
Durch die Versöhnung mit dem inneren Kind wird das Gefühl der Abkapselung von sich selbst abgelegt und ein tiefes Vertrauen zu sich und seinen Wünschen und Bedürfnissen entsteht.
Warum Du den Kontakt zu Deinem inneren Kind verloren hast
Als Baby und Kleinkind hattest Du vor allem ein Ziel: Liebe, Zuneigung und Nahrung von Deinen Eltern zu erhalten. Mehr wolltest Du nicht.
Logischerweise hast Du alles dafür getan, um das zu erreichen. Wenn Deine Eltern an diese Dinge also irgendwelche Bedingungen (z. B. Fleiß, Ordnung, brav sein) geknüpft haben, hast Du diese erfüllt.
Du hast also früh gelernt, Dich so zu verhalten, wie es andere (Deine Eltern) wollten.
Und mit dem Erwachsenwerden hast Du automatisch das Verhalten Deiner Eltern übernommen. Wenn diese Dir immer wieder gesagt haben, dass Du nichts wert bist, wenn Du mit einer schlechten Note nach Hause gekommen bist, dann hast Du irgendwann auch damit angefangen, das zu Dir selbst zu sagen.
Und so kann es sein, dass Du Dir als 40jähriger immer noch sagst, dass Du nichts taugst, wenn Du eine bestimmte Leistung nicht erbringst.
Und das wahrscheinlich ohne, dass Du es bewusst mitbekommst.
Durch dieses Verhalten hat sich das innere Kind zurückgezogen. Durch alle Verletzungen, Anschuldigungen, alle Scham- und Schuldgefühle, die es im Laufe der Kindheit mitbekommen hat, hat es lernen müssen, dass es keinen Wirkradius hat und ist somit verstummt.
Dadurch, dass Du gelernt hast, dass Du nicht wütend und nicht ängstlich sein darfst, dass Du immer schön brav und höflich sein sollst, hat Dein Verstand dieses Verhalten übernommen, aber Dein inneres Kind, dass seine Gefühle ausleben wollte, hat sich zurückgezogen.
Und so kann es passieren, dass Du als Erwachsener vollkommen abgeschnitten bist von Deinem inneren Kind. Und damit auch von Deiner Leidenschaft, jubelnder Freude, abenteuerlicher Neugierde und allem, was eben das Kindsein ausmacht.
Grundlagen für die Arbeit mit dem inneren Kind
Bevor Du eine Anleitung erhältst, wie genau Du vorgehen kannst, um in Kontakt mit Deinem inneren Kind zu treten, hier einige grundlegende Begriffe:
1. Das innere Kind
Das innere Kind ist eine Metapher für die in Deinem Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen, Gefühle und Verletzungen aus Deiner Kindheit. Es ist ein Teil Deines Unterbewusstseins.
Es ist nicht rational und logisch. Es ist höchst emotional und möchte geliebt werden und Zuneigung erhalten.
2. Der innere Erwachsene
Der innere Erwachsene ist ein anderer Teil Deiner Persönlichkeit. Er verkörpert das Logische und das Rationale. Er hat die Führung übernommen und sorgt sich um Deine Grundbedürfnisse.
Er kümmert sich darum, dass Du überlebst und auf dieser Welt funktionierst.
3. Das Ego
Das Ego ist Dein Image. Das Bild, das Du von Dir selbst im Laufe Deines Lebens aufgebaut hast. Es hat Angst vor Veränderung und ihm ist enorm wichtig, was andere Menschen von ihm halten.
Ihm geht es nicht um Deine ureigensten Wünsche und Bedürfnisse, sondern nur darum, möglichst das zu erhalten, was da ist.
Eine Schritt-für-Schritt Anleitung für die Heilung des verletzten inneren Kindes
Um mit dem inneren Kind zu arbeiten und eine Versöhnung und Heilung herbei zu führen gibt es unterschiedliche Methoden und Übungen. Im Folgenden erhältst Du eine konkrete Anleitung, mit der Du gut in diese Arbeit einsteigen kannst. Im weiteren Verlauf des Artikels erhältst Du dann weitere Übungen, falls Du einen anderen Zugang zu Deinem inneren Kind ausprobieren möchtest.
1. Meine es ernst
Bevor Du Kontakt zu Deinem inneren Kind aufnimmst, stelle Dich zunächst mental darauf ein. Es ist wichtig, dass Du es wirklich ernst meinst. Denn wenn Du an diese Übung nur halbherzig heran gehst, dann spürt das Dein inneres Kind und kann Deine Absichten nicht ernst nehmen.
Es wird nicht auf Dich eingehen, wenn Du nicht voll und ganz bei der Sache bist.
Hier spielt das Ego eine wichtige Rolle. Denn es ist der Teil, der diese Übung vielleicht albern findet. Der nach Ausreden sucht, warum Du die Übungen nicht machen solltest und nicht viel davon hält.
Sei Dir darüber bewusst und triff eine Entscheidung: Willst Du Dich wirklich auf Dein inneres Kind einlassen und voll und ganz für es da sein?
2. Tritt in Dialog mit Deinem inneren Kind
Nimm Dir etwas Zeit und setze oder lege Dich an einen bequemen Ort. Schließe dann Deine Augen.
Stell Dir nun vor, in Deinem Kopf säße Dein erwachsenes Ich und irgendwo in Deinem Körper (meistens in der Bauchgegend) sitzt Dein inneres Kind. Fühle in Dich hinein. Mit etwas Übung spürst Du immer deutlicher, wo sich Dein inneres Kind befindet.
Trete dann mit offenem Herzen und ehrlichen Worten in Dialog als Erwachsener mit dem inneren Kind.
Stell Dir dazu einfach vor, Du würdest Dich selbst in jüngeren Jahren sehen. Lass Dir dabei Zeit. Wenn Du das Kind siehst, dann schau es genau an.
Wie sieht das Kind aus? Ist es traurig? Oder ängstlich? Oder wütend? Trotzig oder beleidigt?
Vielleicht fällt es Dir leicht, das zu sehen. Vielleicht fällt es Dir schwer. Das ist egal. Wichtig ist, dass Du die Übung machst.
Du kannst dann anfangen, etwas zu Deinem inneren Kind zu sagen (egal, ob Du es siehst oder nicht).
Entweder Du fragst es, wie es ihm geht oder Du erzählst Du ihm, warum Du da bist und mit ihm reden möchtest. Sag ihm genau das, was Du wirklich sagen willst.
Willst Du Frieden mit ihm schließen? Möchtest Du ab jetzt für es da sein? Möchtest Du Dich bei ihm entschuldigen? Möchtest Du ihm sagen, dass Du es lieb hast?
Höre auf Dich selbst und sei absolut ehrlich. Wenn Du unsicher bist, dann sag es ihm einfach. Stell Dir einfach vor, Du würdest mit einem echten kleinen Kind sprechen, das wütend oder beleidigt ist und nähere Dich ganz langsam an.
Warte dann auf die Reaktion des Kindes. Fühle einfach in Dich hinein und warte, was passiert. Habe keine Erwartungen sondern höre und fühle einfach nur hin. Es kann gut sein, dass das Kind zunächst gar nicht reagiert. Schließlich wurde es jahrelang von Dir ignoriert.
Rede dann einfach weiter zu ihm. Aber nicht zu viel. Nähere Dich langsam an. Du kannst ihm auch die Hand reichen und schauen, ob es darauf reagiert.
Mache das ein paar Minuten. So, wie Du Dich wohl fühlst. Und dann wiederhole das Vorgehen jeden Tag, um Deinem Kind zu zeigen, dass Du da bist.
Mit der Zeit wird es sich Dir öffnen, wenn Du offen und geduldig bleibst und es wirklich ernst meinst!
3. Baue Vertrauen auf
Wie gesagt, es kann seine Zeit brauchen. Das innere Kind hat vielleicht Angst und misstraut Dir. Gib ihm die Zeit, die es braucht und sei ein geduldiger und liebevoller Erwachsener.
Baue mit der Zeit vertrauen zu Deinem inneren Kind auf. Deswegen ist es wichtig, dass Du die Wahrheit zu ihm sagst und es auch wirklich ernst meinst.
4. Höre aktiv zu
Sobald das Kind bereit ist, mit Dir zu sprechen, höre ihm ganz bewusst und aktiv zu. Rede nicht nur auf es ein, sondern frage es, was es sich wünscht und möchte.
Höre ihm aktiv zu. Sei mit Deiner ganzen Aufmerksamkeit bei ihm und nimm seine Antworten ernst. Rede mit ihm, wie Du mit einem echten Kind reden würdest und höre auf seine Bedürfnisse und Wünsche.
5. Lass Deine Gefühle zu
Sinn der Übung ist es, dass Du lernst, für Dich selbst da zu sein. Dass Du Frieden schließt mit Deinem inneren Kind, Dich mit ihm aussöhnst und alte Verletzungen heilst.
Frage Dein Kind auch, was es verletzt hat und warum es ihm schlecht geht oder warum es wütend oder beleidigt oder ängstlich ist.
Es kann sein, dass unangenehme und sehr starke Gefühle in Dir auftauchen. Lass diese Gefühle zu. Sobald Du sie einmal wirklich durchlebst, können sie gehen.
Es sind alte Gefühle, die Du weggedrückt hast und die in diesem Prozess der Versöhnung wieder nach oben kommen. Atme ganz bewusst in sie hinein und gib ihnen Raum in Deinem Körper auch wenn das zunächst ungewohnt ist.
6. Sei gut zu Dir selbst
Sinn des gesamten Prozesses ist es, dass Du zukünftig einen liebevollen Umgang mit Dir selbst pflegst. Dass Du für Dich da bist, die Bedürfnisse Deines inneren Kindes erkennst und auslebst. Natürlich muss der innere Erwachsenen auch immer mal wieder Grenzen ziehen. So wie es in jeder Erziehung ist.
Dennoch geht es darum, dass Du gut zu Dir selbst bist. Wenn etwas nicht geht, dann erkläre es Deinem inneren Kind liebevoll und ehrlich.
7. Umarme Dein inneres Kind
Alles, was ich bisher beschrieben habe, kann Wochen oder Monate dauern, bis es eintrifft. Je nachdem, wie schnell sich das Vertrauen (LINK Vertrauen)zu Deinem inneren Kind aufbaut.
Irgendwann, wenn Du soweit bist, kannst Du Dein inneres Kind dann in dem Arm nehmen (wenn es das möchte). Nähere Dich einfach Schritt für Schritt an das Kind an. Erst mit Fragen und Worten. Dann auch mit Gesten und Berührungen.
8. Es gibt kein richtig und falsch
Bei dieser Übung gibt es kein richtig und falsch. Dein innerer Erwachsener und Dein inneres Kind entscheiden, wo es lang geht. Das Ziel ist die Versöhnung dieser beiden Teile.
Das innere Kind muss auch kein bestimmtes Alter haben. Es kann auch wechseln, je nachdem welche Gefühle gerade relevant sind. Vielleicht fühlt es sich mal an wie drei Jahre oder wie ein Jahr oder wie 15 Jahre.
Es geht um die Gefühle, die zu diesen Zeitpunkten in Deinem Leben verdeckt worden sind.
Mache diese Übung immer und immer wieder und lerne so, auch im Alltag immer besser auf Deine Gefühle und Bedürfnisse (die des inneren Kindes) zu hören. Denn wenn Du diese dann aktiv auslebst, führst Du ein glückliches Leben (LINK was macht glücklich).
Weitere Übungen für die Arbeit mit dem inneren Kind
Die obige Anleitung reicht vollkommen aus, um in Kontakt zu Deinem inneren Kind zu kommen. Es kann aber auch sein, dass Dir ein anderer Kanal einen leichteren Zugang beschert. Die folgenden Übungen und Techniken kannst Du auch verwenden. Du kannst natürlich auch alles kombinieren. Finde für Dich heraus, was zu Dir am besten passt.
1. Schreibe Deinem inneren Kind
Über das Schreiben kannst Du auch einen guten Zugang zu Deinem inneren Kind erlangen. Setze Dich dazu hin und fang an, Deinem inneren Kind zu schreiben, statt mit ihm sprechen. Alles, was Du ihm sagen oder es fragen möchtest, schreibst Du einfach auf.
Die Antworten des Kindes sollten dann auch auf das Papier kommen. Dazu kannst Du die Hand oder den Stift wechseln und einfach fühlen, was passiert.
Auch hier kann es sein, dass Dein Kind seine Zeit braucht, um Dir zu antworten. Sei geduldig und baue nach und nach Vertrauen auf.
2. Nutze geführte Meditationen
Es gibt tolle geführte Meditationen, die Dich Deinem inneren Kind näher bringen. Hier habe ich eine schöne für Dich herausgesucht. Mache sie am besten täglich, bis Du einen guten Kontakt zu Deinem inneren Kind hergestellt hast.
3. Sei kindisch
Lerne wieder kindisch zu sein und Dein inneres Kind wirklich leben zu lassen. Tanze durch den Regen, mache Quatsch, sei grundlos fröhlich, albern und neugierig!
Erlaube Dir selbst wieder Kind zu sein. Jeden Tag.
Je mehr Du mit Deinem inneren Kind arbeitest, desto leichter wird es Dir fallen, die Wünsche des Kindes im Alltag wahrzunehmen. Folge ihnen!
Wenn es die Welt entdecken will, dann entdecke die Welt. Wenn es hüpfen will, dann hüpfe. Und wenn es lachen will, dann lache.
4. Suche Dir Begleitung
Sollte Dir die Arbeit mit dem inneren Kind sehr schwer fallen oder ist Dein innerer Erwachsener nicht stark genug, um mit den Gefühlen umzugehen, die hochkommen könnten, suche Dir Hilfe.
Finde Gruppen oder Therapeuten, die sich mit dieser Arbeit beschäftigen um eine Unterstützung zu haben.
Weitere Ressourcen
Mit folgenden Büchern und Filmen kannst Du noch tiefer in die Thematik einsteigen:
Aussöhnung mit dem inneren Kind von Erika Chopich und Margaret Paul
Das Kind in uns. Wie finde ich zu mir selbst von John Bradshaw
Den Schatten umarmen – Verletzungen der Seele heilen von Teal Swan
DVD: Wie wir werden, was wir sind
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Was ist das innere Kind? Was steckt hinter diesem Begriff? Und wie kannst Du dieses Konzept nutzen, um alte Verletzungen zu heilen, negative Erfahrungen loszulassen und Liebe und Vertrauen zu Dir selbst entwickeln?
Die Antworten auf diese Fragen erhältst Du im folgenden Artikel:
Was ist das innere Kind?
Das Konzept des inneren Kindes geht zurück auf John Bradshaw und definiert sich wie folgt:
„Das Innere Kind bezeichnet und symbolisiert die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit. Hierzu gehört das ganze Spektrum intensiver Gefühle, wie unbändige Freude, abgrundtiefer Schmerz, Glück und Traurigkeit, Intuition und Neugierde, Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut.“ (Quelle: Wikipedia)
Es handelt sich dabei also um ein psychologisches Konzept, mit dem sich Aspekte der eigenen Vergangenheit beschreiben und bearbeiten lassen.
„Wer als Kind wenig Liebe und Anerkennung in der Familie erfahren hat oder traumatisiert wurde, entwickelt oftmals intensive Scham- und Angstgefühle, die dazu führen, dass Gefühle aus der Kindheit teilweise oder vollständig ausgeblendet und abgekapselt werden.“ (Quelle: psychomedia)
Das kann dann dazu führen, dass sich eine Person von seinen Gefühlen entfremdet. Und zwar von allen. Dadurch können selbstschädigende Verhaltensweisen, Minderwertigkeitskomplexe, ständiges Streben nach Anerkennung und Aufmerksamkeit sowie Angststörungen und trotziges und kindliches Verhalten eben gerade auch im Erwachsenenalter entstehen.
Was bewirkt die Arbeit mit dem inneren Kind?
Durch die Arbeit mit dem inneren Kind können die Verletzungen und Erfahrungen aus der Kindheit neu durchlebt und verändert werden. Durch das Zulassen der schmerzhaften Gefühle können diese verarbeitet und losgelassen werden und der Zugang zu ureigenen positiven Gefühlen wie Freude, Euphorie und Neugierde wieder freigelegt werden.
Durch die Versöhnung mit dem inneren Kind wird das Gefühl der Abkapselung von sich selbst abgelegt und ein tiefes Vertrauen zu sich und seinen Wünschen und Bedürfnissen entsteht.
Warum Du den Kontakt zu Deinem inneren Kind verloren hast
Als Baby und Kleinkind hattest Du vor allem ein Ziel: Liebe, Zuneigung und Nahrung von Deinen Eltern zu erhalten. Mehr wolltest Du nicht.
Logischerweise hast Du alles dafür getan, um das zu erreichen. Wenn Deine Eltern an diese Dinge also irgendwelche Bedingungen (z. B. Fleiß, Ordnung, brav sein) geknüpft haben, hast Du diese erfüllt.
Du hast also früh gelernt, Dich so zu verhalten, wie es andere (Deine Eltern) wollten.
Und mit dem Erwachsenwerden hast Du automatisch das Verhalten Deiner Eltern übernommen. Wenn diese Dir immer wieder gesagt haben, dass Du nichts wert bist, wenn Du mit einer schlechten Note nach Hause gekommen bist, dann hast Du irgendwann auch damit angefangen, das zu Dir selbst zu sagen.
Und so kann es sein, dass Du Dir als 40jähriger immer noch sagst, dass Du nichts taugst, wenn Du eine bestimmte Leistung nicht erbringst.
Und das wahrscheinlich ohne, dass Du es bewusst mitbekommst.
Durch dieses Verhalten hat sich das innere Kind zurückgezogen. Durch alle Verletzungen, Anschuldigungen, alle Scham- und Schuldgefühle, die es im Laufe der Kindheit mitbekommen hat, hat es lernen müssen, dass es keinen Wirkradius hat und ist somit verstummt.
Dadurch, dass Du gelernt hast, dass Du nicht wütend und nicht ängstlich sein darfst, dass Du immer schön brav und höflich sein sollst, hat Dein Verstand dieses Verhalten übernommen, aber Dein inneres Kind, dass seine Gefühle ausleben wollte, hat sich zurückgezogen.
Und so kann es passieren, dass Du als Erwachsener vollkommen abgeschnitten bist von Deinem inneren Kind. Und damit auch von Deiner Leidenschaft, jubelnder Freude, abenteuerlicher Neugierde und allem, was eben das Kindsein ausmacht.
Grundlagen für die Arbeit mit dem inneren Kind
Bevor Du eine Anleitung erhältst, wie genau Du vorgehen kannst, um in Kontakt mit Deinem inneren Kind zu treten, hier einige grundlegende Begriffe:
1. Das innere Kind
Das innere Kind ist eine Metapher für die in Deinem Unterbewusstsein gespeicherten Erfahrungen, Gefühle und Verletzungen aus Deiner Kindheit. Es ist ein Teil Deines Unterbewusstseins.
Es ist nicht rational und logisch. Es ist höchst emotional und möchte geliebt werden und Zuneigung erhalten.
2. Der innere Erwachsene
Der innere Erwachsene ist ein anderer Teil Deiner Persönlichkeit. Er verkörpert das Logische und das Rationale. Er hat die Führung übernommen und sorgt sich um Deine Grundbedürfnisse.
Er kümmert sich darum, dass Du überlebst und auf dieser Welt funktionierst.
3. Das Ego
Das Ego ist Dein Image. Das Bild, das Du von Dir selbst im Laufe Deines Lebens aufgebaut hast. Es hat Angst vor Veränderung und ihm ist enorm wichtig, was andere Menschen von ihm halten.
Ihm geht es nicht um Deine ureigensten Wünsche und Bedürfnisse, sondern nur darum, möglichst das zu erhalten, was da ist.
Eine Schritt-für-Schritt Anleitung für die Heilung des verletzten inneren Kindes
Um mit dem inneren Kind zu arbeiten und eine Versöhnung und Heilung herbei zu führen gibt es unterschiedliche Methoden und Übungen. Im Folgenden erhältst Du eine konkrete Anleitung, mit der Du gut in diese Arbeit einsteigen kannst. Im weiteren Verlauf des Artikels erhältst Du dann weitere Übungen, falls Du einen anderen Zugang zu Deinem inneren Kind ausprobieren möchtest.
1. Meine es ernst
Bevor Du Kontakt zu Deinem inneren Kind aufnimmst, stelle Dich zunächst mental darauf ein. Es ist wichtig, dass Du es wirklich ernst meinst. Denn wenn Du an diese Übung nur halbherzig heran gehst, dann spürt das Dein inneres Kind und kann Deine Absichten nicht ernst nehmen.
Es wird nicht auf Dich eingehen, wenn Du nicht voll und ganz bei der Sache bist.
Hier spielt das Ego eine wichtige Rolle. Denn es ist der Teil, der diese Übung vielleicht albern findet. Der nach Ausreden sucht, warum Du die Übungen nicht machen solltest und nicht viel davon hält.
Sei Dir darüber bewusst und triff eine Entscheidung: Willst Du Dich wirklich auf Dein inneres Kind einlassen und voll und ganz für es da sein?
2. Tritt in Dialog mit Deinem inneren Kind
Nimm Dir etwas Zeit und setze oder lege Dich an einen bequemen Ort. Schließe dann Deine Augen.
Stell Dir nun vor, in Deinem Kopf säße Dein erwachsenes Ich und irgendwo in Deinem Körper (meistens in der Bauchgegend) sitzt Dein inneres Kind. Fühle in Dich hinein. Mit etwas Übung spürst Du immer deutlicher, wo sich Dein inneres Kind befindet.
Trete dann mit offenem Herzen und ehrlichen Worten in Dialog als Erwachsener mit dem inneren Kind.
Stell Dir dazu einfach vor, Du würdest Dich selbst in jüngeren Jahren sehen. Lass Dir dabei Zeit. Wenn Du das Kind siehst, dann schau es genau an.
Wie sieht das Kind aus? Ist es traurig? Oder ängstlich? Oder wütend? Trotzig oder beleidigt?
Vielleicht fällt es Dir leicht, das zu sehen. Vielleicht fällt es Dir schwer. Das ist egal. Wichtig ist, dass Du die Übung machst.
Du kannst dann anfangen, etwas zu Deinem inneren Kind zu sagen (egal, ob Du es siehst oder nicht).
Entweder Du fragst es, wie es ihm geht oder Du erzählst Du ihm, warum Du da bist und mit ihm reden möchtest. Sag ihm genau das, was Du wirklich sagen willst.
Willst Du Frieden mit ihm schließen? Möchtest Du ab jetzt für es da sein? Möchtest Du Dich bei ihm entschuldigen? Möchtest Du ihm sagen, dass Du es lieb hast?
Höre auf Dich selbst und sei absolut ehrlich. Wenn Du unsicher bist, dann sag es ihm einfach. Stell Dir einfach vor, Du würdest mit einem echten kleinen Kind sprechen, das wütend oder beleidigt ist und nähere Dich ganz langsam an.
Warte dann auf die Reaktion des Kindes. Fühle einfach in Dich hinein und warte, was passiert. Habe keine Erwartungen sondern höre und fühle einfach nur hin. Es kann gut sein, dass das Kind zunächst gar nicht reagiert. Schließlich wurde es jahrelang von Dir ignoriert.
Rede dann einfach weiter zu ihm. Aber nicht zu viel. Nähere Dich langsam an. Du kannst ihm auch die Hand reichen und schauen, ob es darauf reagiert.
Mache das ein paar Minuten. So, wie Du Dich wohl fühlst. Und dann wiederhole das Vorgehen jeden Tag, um Deinem Kind zu zeigen, dass Du da bist.
Mit der Zeit wird es sich Dir öffnen, wenn Du offen und geduldig bleibst und es wirklich ernst meinst!
3. Baue Vertrauen auf
Wie gesagt, es kann seine Zeit brauchen. Das innere Kind hat vielleicht Angst und misstraut Dir. Gib ihm die Zeit, die es braucht und sei ein geduldiger und liebevoller Erwachsener.
Baue mit der Zeit vertrauen zu Deinem inneren Kind auf. Deswegen ist es wichtig, dass Du die Wahrheit zu ihm sagst und es auch wirklich ernst meinst.
4. Höre aktiv zu
Sobald das Kind bereit ist, mit Dir zu sprechen, höre ihm ganz bewusst und aktiv zu. Rede nicht nur auf es ein, sondern frage es, was es sich wünscht und möchte.
Höre ihm aktiv zu. Sei mit Deiner ganzen Aufmerksamkeit bei ihm und nimm seine Antworten ernst. Rede mit ihm, wie Du mit einem echten Kind reden würdest und höre auf seine Bedürfnisse und Wünsche.
5. Lass Deine Gefühle zu
Sinn der Übung ist es, dass Du lernst, für Dich selbst da zu sein. Dass Du Frieden schließt mit Deinem inneren Kind, Dich mit ihm aussöhnst und alte Verletzungen heilst.
Frage Dein Kind auch, was es verletzt hat und warum es ihm schlecht geht oder warum es wütend oder beleidigt oder ängstlich ist.
Es kann sein, dass unangenehme und sehr starke Gefühle in Dir auftauchen. Lass diese Gefühle zu. Sobald Du sie einmal wirklich durchlebst, können sie gehen.
Es sind alte Gefühle, die Du weggedrückt hast und die in diesem Prozess der Versöhnung wieder nach oben kommen. Atme ganz bewusst in sie hinein und gib ihnen Raum in Deinem Körper auch wenn das zunächst ungewohnt ist.
6. Sei gut zu Dir selbst
Sinn des gesamten Prozesses ist es, dass Du zukünftig einen liebevollen Umgang mit Dir selbst pflegst. Dass Du für Dich da bist, die Bedürfnisse Deines inneren Kindes erkennst und auslebst. Natürlich muss der innere Erwachsenen auch immer mal wieder Grenzen ziehen. So wie es in jeder Erziehung ist.
Dennoch geht es darum, dass Du gut zu Dir selbst bist. Wenn etwas nicht geht, dann erkläre es Deinem inneren Kind liebevoll und ehrlich.
7. Umarme Dein inneres Kind
Alles, was ich bisher beschrieben habe, kann Wochen oder Monate dauern, bis es eintrifft. Je nachdem, wie schnell sich das Vertrauen zu Deinem inneren Kind aufbaut.
Irgendwann, wenn Du soweit bist, kannst Du Dein inneres Kind dann in dem Arm nehmen (wenn es das möchte). Nähere Dich einfach Schritt für Schritt an das Kind an. Erst mit Fragen und Worten. Dann auch mit Gesten und Berührungen.
8. Es gibt kein richtig und falsch
Bei dieser Übung gibt es kein richtig und falsch. Dein innerer Erwachsener und Dein inneres Kind entscheiden, wo es lang geht. Das Ziel ist die Versöhnung dieser beiden Teile.
Das innere Kind muss auch kein bestimmtes Alter haben. Es kann auch wechseln, je nachdem welche Gefühle gerade relevant sind. Vielleicht fühlt es sich mal an wie drei Jahre oder wie ein Jahr oder wie 15 Jahre.
Es geht um die Gefühle, die zu diesen Zeitpunkten in Deinem Leben verdeckt worden sind.
Mache diese Übung immer und immer wieder und lerne so, auch im Alltag immer besser auf Deine Gefühle und Bedürfnisse (die des inneren Kindes) zu hören. Denn wenn Du diese dann aktiv auslebst, führst Du ein glückliches Leben.
Weitere Übungen für die Arbeit mit dem inneren Kind
Die obige Anleitung reicht vollkommen aus, um in Kontakt zu Deinem inneren Kind zu kommen. Es kann aber auch sein, dass Dir ein anderer Kanal einen leichteren Zugang beschert. Die folgenden Übungen und Techniken kannst Du auch verwenden. Du kannst natürlich auch alles kombinieren. Finde für Dich heraus, was zu Dir am besten passt.
1. Schreibe Deinem inneren Kind
Über das Schreiben kannst Du auch einen guten Zugang zu Deinem inneren Kind erlangen. Setze Dich dazu hin und fang an, Deinem inneren Kind zu schreiben, statt mit ihm sprechen. Alles, was Du ihm sagen oder es fragen möchtest, schreibst Du einfach auf.
Die Antworten des Kindes sollten dann auch auf das Papier kommen. Dazu kannst Du die Hand oder den Stift wechseln und einfach fühlen, was passiert.
Auch hier kann es sein, dass Dein Kind seine Zeit braucht, um Dir zu antworten. Sei geduldig und baue nach und nach Vertrauen auf.
2. Nutze geführte Meditationen
Es gibt tolle geführte Meditationen, die Dich Deinem inneren Kind näher bringen. Hier habe ich eine schöne für Dich herausgesucht. Mache sie am besten täglich, bis Du einen guten Kontakt zu Deinem inneren Kind hergestellt hast.
3. Sei kindisch
Lerne wieder kindisch zu sein und Dein inneres Kind wirklich leben zu lassen. Tanze durch den Regen, mache Quatsch, sei grundlos fröhlich, albern und neugierig!
Erlaube Dir selbst wieder Kind zu sein. Jeden Tag.
Je mehr Du mit Deinem inneren Kind arbeitest, desto leichter wird es Dir fallen, die Wünsche des Kindes im Alltag wahrzunehmen. Folge ihnen!
Wenn es die Welt entdecken will, dann entdecke die Welt. Wenn es hüpfen will, dann hüpfe. Und wenn es lachen will, dann lache.
4. Suche Dir Begleitung
Sollte Dir die Arbeit mit dem inneren Kind sehr schwer fallen oder ist Dein innerer Erwachsener nicht stark genug, um mit den Gefühlen umzugehen, die hochkommen könnten, suche Dir Hilfe.
Finde Gruppen oder Therapeuten, die sich mit dieser Arbeit beschäftigen um eine Unterstützung zu haben.
Weitere Ressourcen
Mit folgenden Büchern und Filmen kannst Du noch tiefer in die Thematik einsteigen:
Aussöhnung mit dem inneren Kind von Erika Chopich und Margaret Paul
Das Kind in uns. Wie finde ich zu mir selbst von John Bradshaw
Den Schatten umarmen – Verletzungen der Seele heilen von Teal Swan
DVD: Wie wir werden, was wir sind
Folgende Artikel könnten auch interessant für Dich sein:
Selbstvertrauen aufbauen – 9 klare Schritte zu einem starken Selbst
Wie Du Minderwertigkeitskomplexe für immer auflöst
Selbstfindung – so findest Du heraus, was Du wirklich willst im Leben
Schau Dir auch meinen Kurs für mehr Selbstvertrauen an. Dort wirst Du täglich dabei begleitet, an Dir und Deinem Selbstvertrauen zu arbeiten: gratis E-Mail-Kurs für mehr Selbstvertrauen