Gefühle unterdrücken: Warum Du das lieber lassen solltest!

Es gibt sie: diese schlechten Gefühle.

Angst, Wut, Trauer, Scham, Schuld, Liebeskummer und wie sie alle heißen. Gefühle, die sich im ersten Moment ziemlich unangenehm anfühlen.

Da fragt man sich doch gleich: „Was soll das?“

Und am liebsten will man sie auch sofort wieder loswerden. Bloß weg damit. Egal wie.

Doch Gefühle einfach nur zu unterdrücken oder „wegzudenken“ ist der falsche Weg. Das konnte auch bereits in Studien gezeigt werden.

Was genau passiert, wenn Du Deine Gefühle unterdrückst und wie Du viel entspannter mit ihnen umgehen kannst, das erfährst Du in diesem Artikel.


Inhalt des Artikels:
Warum unterdrücken Menschen ihre Gefühle und Emotionen?
1. Sie haben es nicht anders gelernt
2. Es ist einfacher
3. Sie haben Angst davor
4. Es ist eine Schwäche
Wie Menschen ihre Gefühle unterdrücken
Was passiert, wenn Du Deine Gefühle unterdrückst?
Gefühle zeigen statt unterdrücken: so geht’s
1. Auf lange Sicht
1.1 Meditiere
1.2 Nimm Dir Zeit für Dich und fühle
1.3 Lebe Deine Gefühle aus
2. In dem Moment
2.1 Atme
2.2 Nimm wahr
2.3 Lebe sie aus


Warum unterdrücken Menschen ihre Gefühle und Emotionen?

Emotionen kontrollierenAugenscheinlich sieht es so aus, als läge es daran, dass sie sich einfach schlecht anfühlen und deswegen weg sollen.

Aber ganz so einfach ist es nicht.

Warum Menschen ihre Gefühle unterdrücken kann mehrere Gründe haben.

1. Sie haben es nicht anders gelernt

Wenn die Eltern schon keinen großen Wert darauf gelegt haben, ihre Gefühle offen zu zeigen, wird es den Kindern nicht anders ergehen.

Denn einerseits schauen sie sich dieses Verhalten von ihren Eltern ab. Und andererseits werden sie für Gefühlsausbrüche ggf. gemaßregelt. Die Eltern bestrafen also ein Ausleben der eigenen Gefühle.

So brennt sich dann natürlich sehr schnell bei den Kindern der Glaubenssatz ein: „Gefühle zu zeigen, auszudrücken und auszuleben ist schlecht.“

Und wenn sie daran aktiv auch nichts ändern, bleibt dieser Glaubenssatz fest in ihnen verankert. Und dadurch unterdrücken sie für den Rest ihres Lebens ihre Gefühle (soweit dies eben möglich ist).

2. Es ist einfacher

Gefühle zu unterdrücken kann im ersten Moment einfacher sein als sie auszuleben. Gerade sehr verkopfte und rationale Menschen wollen alles mit dem Verstand und der Logik lösen.

Und Gefühle und Emotionen sind genau das nicht: logisch und rational.

Sie sind oft unlogisch. Wo der Verstand sagt: „Hä, wie kannst Du denn davor Angst haben. Das macht ja überhaupt keinen Sinn.“

Dort stehen die Gefühle auf den Barrikaden und versuchen den Menschen mit allen Mitteln von dem abzuhalten, vor dem er Angst hat.

Und genau so ist es mit Wut, Trauer, Schuld, Scham und wie sie sonst noch genannt werden. Es ist leichter für den Verstand, sich nicht damit beschäftigen zu müssen.

Dann werden die Gefühle doch lieber gleich unterdrückt und weggeschoben. Damit erspart man sich einige Mühe (irgendwann kommt das allerdings alles wieder zurück).

3. Sie haben Angst davor

Menschen haben Angst davor, ihre Gefühle zu zeigen. Und dabei ist Angst  selbst ein Gefühl, dass dann unterdrückt wird.

Macht das Sinn?

Ja. Denn eines ist wichtig: nur weil Gefühle unterdrückt werden, verschwinden sie nicht.

Sie treten dann eben in anderer, oft indirekter, Art und Weise zu Tage.

Aber nochmal einen Schritt zurück:

Durch die Angst vor den eigenen Gefühlen werden die eigenen Gefühle unterdrückt. Und da die Angst auch ein Gefühl ist, wird diese auch unterdrückt.

Das geht dann vielleicht eine Zeit lang gut. Aber irgendwie werden sich diese „angestauten“ Gefühle wieder melden: Durch bestimmte Gedanken (dazu später mehr), psychische Auswirkungen bis hin zu körperlichen Symptomen und Krankheiten.

4. Es ist eine Schwäche

Gefühle zu zeigen ist eine Schwäche?

Nein, aber sehr viele Menschen wachsen in diesem Glauben auf.

Wenn man mit einer bestimmten Denkweise daran geht, macht das auch Sinn:

Im Zustand von Angst bekommen Menschen weiche Knie, haben keine klaren Gedanken mehr, reden dementsprechend wirres Zeug, sind verunsichert und strahlen das eben auch aus.

Und was gilt als Attribut für Stärke?

Eher das Gegenteil: Eine klare Sicht und Ausdrucksweise, ein fester Stand und eine innere Sicherheit.

Wer letzteres ausstrahlt, dem schenken wir Vertrauen, wer ersteres ausstrahlt, eher nicht.

Und genau deswegen gelten bestimmte Gefühle als Schwäche.

Dass man trotzdem Angst haben und zeitgleich stark sein kann, dazu schreibe ich später noch etwas.

Wie Menschen ihre Gefühle unterdrücken

Die wohl gängigsten Methoden, um bloß nicht mit seinen Gefühlen in Kontakt kommen zu müssen, sind Ablenkung und Betäubung.

Nach der Arbeit erst mal vor die Glotze, nebenbei facebooken und ein Bier aufmachen. Da kommen doch schon einige Verhaltensweisen zusammen, die uns von uns selbst ablenken.

Jedes unbewusste berieseln lassen durch Fernseher und co. lenkt uns ab. Ab von dem, was in uns drinnen vorgeht. Und Drogen, wie Alkohol verändern unsere Wahrnehmung. Und eben auch die Wahrnehmung unserer Gefühle und Emotionen.

Natürlich kommen Gefühle immer mal wieder zu Tage. Ein Wutanfall hier, ein stressiger Tag dort usw. Aber ein wirkliches Aufräumen geschieht dadurch nicht. Wer sich wohler mit allen seinen Gefühlen fühlen möchte, der muss sie erst mal wahrnehmen. Und das geht durch alle Maßnahmen, die sie unterdrücken, ignorieren oder betäuben eben nicht.

Was passiert, wenn Du Deine Gefühle unterdrückst?

Laut der Frankfurter Rundschau gab es eine Studie, die bestätigt hat, dass unterdrückte Gefühle krank machen.

Demnach besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen Menschen, die ihre Gefühle unterdrücken (Repression) und bestimmten Krankheiten.

Dass das Unterdrücken von eigenen Gefühlen auch im Zusammenhang mit Depressionen, Burnout und anderen psychischen Auswirkungen immer wieder genannt wird, ist kein Geheimnis.

Wer also bestimmte Gefühle loswerden will, der sollte sie nicht unterdrücken, sondern verstehen.

Gefühle zeigen statt unterdrücken: so geht’s

Was kannst Du jetzt aber konkret tun, wenn es mal wieder hoch hergeht in Dir drinnen?

Wenn sich da etwas breit macht, was Du nicht fühlen willst?

Du musst auf zwei Ebenen ansetzten:

Zum einen musst Du mit den Gefühlen umgehen, in dem Moment, in dem sie eben da sind. Und zum anderen kannst Du jederzeit üben, besser mit Dir selbst in Kontakt zu kommen, so dass Du generell einen besseren Zugang zu und Umgang mit Deinen Emotionen hast (was ich Dir im Übrigen sehr empfehle).

Was kannst Du tun?

1. Auf lange Sicht

Wenn Du prinzipiell mit Dir und Deinen Gefühlen besser umgehen möchtest, dann mache die folgenden Übungen (aber nicht einmal, sondern immer und immer wieder):

1.1 Meditiere

Gefühle ausdrückenBei der Meditation geht es darum, die Gedanken sein zu lassen und dich voll und ganz auf etwas zu konzentrieren. Dadurch kann alles im Körper in den Fluss kommen (das Gegenteil von Unterdrücken).

Wenn Du regelmäßig meditierst, lässt Du Deinen Gefühlen freien Lauf und es fällt Dir insgesamt leichter, mit ihnen gut umzugehen.

1.2 Nimm Dir Zeit für Dich und fühle

Neben der Meditation gibt es noch viele andere Dinge, die Du tun kannst, um in Kontakt mit Dir selbst zu kommen.

Dazu zählen Dinge wie, bewusstes Umarmen oder sich in der Sauna voll und ganz auf sich selbst zu konzentrieren.

Es geht auch, dass Du im Alltag einfach mal 1 Minute inne hältst und Dich voll und ganz auf Dich, Deine Atmung und Deine Gefühle konzentrierst (also weg von den Gedanken).

Zum Thema Selbstbewusstsein findest Du hier noch mehr: Selbstbewusstsein – Alle Tipps, Erfahrungen und Übungen

1.3 Lebe Deine Gefühle aus

Gefühle zeigenLerne, auf Deine Intuition zu hören und Deinen Gefühlen zu folgen. Sie zeigen Dir, was Dir wirklich Spaß und Freude bereitet.

Es geht also nicht darum, alles mit dem Verstand zu begreifen und nur damit zu entscheiden, sondern eben die eigenen Gefühle zu verstehen und sie entscheiden zu lassen.

Mehr dazu findest Du auch hier: Der Sinn des Lebens – das ist er!

2. In dem Moment

Manchmal überkommt es uns einfach. Da werden wir wütend, traurig, ängstlich oder hasserfüllt.

Folgende Dinge kannst Du tun, wenn das geschieht:

2.1 Atme

Was passiert mit Deinem Körper, wenn Du eines dieser angesprochenen Gefühle hast?

Er spannt sich an und die Atmung wird flach. Dadurch sperrst Du die Gefühle quasi ein. Und dann werden sie stärker.

Deswegen gehe diesen Gefühlen auf der körperlichen Ebene entgegen. Atme!

Tief und fest. So tief Du nur kannst. Immer und immer wieder. Und mit etwas Übung wirst Du feststellen, wie sich Deine Gefühle ausbreiten und verschwinden können. Dadurch, dass Du ihnen Platz und Luft machst, werden sie schwächer und können gehen.

2.2 Nimm wahr

Genauso ist es wichtig, dass Du Gefühle einfach nur wahrnimmst. Ganz ohne sie zu bewerten. Atme dazu in die Gefühle hinein und konzentriere Dich voll und ganz auf sie.

Rücke mit Deinem Fokus aus Deinem Verstand (und den damit verbundenen Gedanken) ab und fokussiere Dich voll und ganz auf Deinen Körper.

Du wirst folgendes feststellen: Deine Gefühle werden es Dir danken. Denn sie wollen nichts anderes, als wahrgenommen werden.

Nimm sie wahr, ohne sie zu be- oder verurteilen.

2.3 Lebe sie aus

Deine Gefühle wollen gelebt werden. Deswegen verschwinden sie auch nicht einfach, wenn Du versuchst sie zu unterdrücken oder zu betäuben.

Finde Möglichkeiten, Deine Gefühle konstruktiv zu leben.

Das bedeutet: Wenn Du beispielsweise wütend bist, ist es nicht sehr produktiv, jemand anderen anzuschreien oder zu schlagen. Wenn Du die Wut hingegen ganz bewusst wahrnimmst und die Ursache dafür ansprichst, kannst Du die Wut konstruktiv lösen.

Im Klartext heißt das: Wenn Dich jemand wütend macht, dann sag ihm das! Deine Wut wird es Dir danken.

Und genauso kannst Du auch konstruktiv mit Deinen anderen Gefühlen umgehen. Wenn Du Angst oder Liebeskummer hast, dann tröste Dich selbst und sei gut zu Dir. Wenn Du traurig bist, tue dasselbe.

Wenn Du Hass empfindest, nimm ihn wahr und sage der Person direkt oder indirekt (z. B. durch einen Brief, den Du niemals abschickst), warum Du sie hasst.

Finde für Dich Wege, wie Du konstruktiv Deine Gefühle leben und somit loslassen kannst. Mit der Zeit wird Dir dies immer leichter fallen und es wird irgendwann normal geworden sein. Und genau das steigert Dein Selbstvertrauen.

Noch mehr hilfreiche Tipps und Ratschläge dazu gibt’s übrigens auch in meinem Email-Kurs.

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Georg - 1. Mai 2016

Hallo Stephan,

Du hast einen wirklich guten Artikel über Gefühle geschrieben, ich denke daß sich jeder dessen bewußt sein sollte, was Gefühle bewirken.
So wie Du in deinem Beitrag geschrieben hast sind uns heute Methoden bekannt, die helfen, mit Gefühlen umzugehen, statt sie zu unterdrückten.

Herzlichst
Georg

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tamara - 19. Juni 2016

Das Problem ist doch….wie kann ich das jemanden verständlich machen.
Hab es probiert, nix gebracht.
Diejenige müsste zum psychiater.dss geht wohl garantiert nicht mit einer Aufforderung.
Sie hat aus Vernunft und Angst ihre große Liebe gehen lassen, es war eine Affäre von 2 jahren.und ist in der Bruder Schwester ehe bei ihrem Mann geblieben.nun will sie alles logisch sehen und ihre liebe ausblenden und wegdrücken.ich glaube das funktioniert nicht, oder?

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    mail@stephanwiessler.de - 20. Juni 2016

    Jemandem verständlich machen?

    Gar nicht! Zumindest niemanden, der nicht von selbst auf Dich zu kommt. Missionieren oder coachen ohne Auftrag funktioniert nicht.

    Beste Grüße

    Reply
Rebecca - 23. April 2017

Och komm schon.Ich muss mich nicht ablenken.Wenn ich traurig bin kann ich meinen Schalter im Kopf betätigen und meine Gefühle ausschalten.Zwar besteht die Gefahr das ich es nicht schaffe sie wieder zu bekommen aber egal.Und ich fühle mich Klasse.Abgesehen davon können das nur vielleicht so 2-4% auf der ganzen Welt abwohl eigentlich weiß ich es nicht.Aber das einzige was mir passieren kann ist das ich zu labil werde und was schlimmes anstelle aber egal.Gefühle kann ich einfach abstellen,auch wenn es schwer ist weil ich da zuerst schlechte Gefühle wie Trauer haben muss. Das hole ich mir von Erinnerungen.Also so schlimm ist es nicht.

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Rebecca - 23. April 2017

Abgesehen davon will ich auch das es Menschen gibt die die Gefühle annehmen.Sonst sind alle ja leblos.

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giuliano - 20. November 2017

Ich hab da dieses problem dass ich von allen in meiner umgebung nur verarscht, ausgenutzt und unterdrückt werde was mich (wenn ich öfter mal darüber nachdenke)mit der längeren zeit in der ich diesen ganzen verarschungen und unterdrückungen ausgesetzt war, mittlerweile extrem wütend,feindselig,hasserfüllt,negativ und sogar zynisch gemacht hat… mittlerweile habe ich einen riesenhass auf alles entwickelt was die anderen leute in meiner umgebung mögen z.b: hip hop musik, kriegsspiele, markenschuhe z.b nikes, filme die im Trend sind usw. Einfach ein Haufen sachen eben…

Ich bin schon so weit dass ich das den Leuten nicht mehr verständlich mache dass sie mich aufregen weil das sowieso nicht funktioniert hat, sondern stelle mir schon in meinem kopf vor wie ich meine freunde die mich halt gern mal vereppeln was mich ja auf die palme bringt oder alle anderen die mich aufregen, mit meinen bloßen Händen in aller Öffentlichkeit sehr laut und extrem brutal abschlachte,töte oder verstümmele und das macht mir angst… Ich bräuchte etwas hilfe ich würde mich über eine hilfreiche Antwort freuen danke

Gruß

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InneresKind - 31. Januar 2018

Ich fühle viel mehr Gefühle als die oben genannten. Gefühle für die ich keinen Namen habe. Ich möchte nichts fühlen. Von Zeit zu Zeit spüre ich Gefühle andere? Ist das möglich.

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Sophie - 4. November 2018

Man muss sich nicht ablenken. Man weint dann halt hin und wieder abends, wenn einen keiner sieht und am Nächsten Tag geht es einem super. Man muss nur wissen wie man sie ignoriert oder unterdrückt.

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    mail@stephanwiessler.de - 5. November 2018

    Warum solltest du deine Gefühle vor anderen verstecken? Welchen Wert gibst du dir damit selbst?

    Reply
Daniel Hans Jan Hinkelmann - 4. September 2019

Ich würde trotzdem gerne wissen, wie man es macht.

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