Grenzen setzen – So sagst Du klipp und klar, was Du willst (und was nicht)
„Sag doch einfach Nein.“
Dieser Ratschlag ist schnell mal von Lippen wenn es ums Grenzen setzen geht. Und ich weiß auch, dass die Umsetzung nicht immer ganz so einfach ist.
Und deswegen geht es in diesem Artikel darum: Wie kannst Du lernen, Deine Grenzen klar zu setzen?
Fangen wir damit an, was es bedeutet keine Grenzen zu setzen:
Ich kannte mal einen Mann, der wurde von seiner Schwester fast jedes Wochenende gefragt, ob er sie mit seinem Auto in den Supermarkt fahren könne. Und er hat jedes Mal ja gesagt. Er hat es immer gemacht.
Aber hier kommt der entscheidende Punkt: Er hat es nicht gemacht, weil er es unbedingt wollte oder weil es ihm eine so große Freude gemacht hat, sondern er konnte einfach nicht nein sagen.
Und es war auch nicht so, dass seine Schwester besonders dankbar dafür gewesen wäre oder einfach keine andere Möglichkeit hatte. Er fühlte sich auf jeden Fall ausgenutzt (und hat sich trotzdem lange nicht getraut, nein zu sagen).
Genau so habe ich letztens eine junge Frau und einen jungen Mann beobachtet: Und die Frau war wirklich schamlos. Sie nutze den Mann aus, wo sie nur konnte. Es waren unwichtige Banalitäten beim Einkaufen. Aber darum geht es nicht. Es geht um das wie. Sie hat ihm einen Befehl nach dem anderen gegeben und er hat sie alle ausgeführt.
Ein paar Freundinnen von ihr waren auch dabei und als der Mann einfach alles gemacht hat, was sie wollte, ist sie einfach immer weiter gegangen. Irgendwann hat sie ihn nur noch aufs Korn genommen und vor ihren Freundinnen bloß gestellt.
Wenn man keine Grenzen setzen kann
Man könnte meinen: selber schuld, wenn man sich alles gefallen lässt.
Aber genau da liegt ja das Problem. Menschen, die nicht nein sagen können und ausgenutzt werden, leiden am meisten darunter.
Aber woran liegt es denn, dass sie sich nicht trauen, klar ihre Grenzen zu setzen?
1. Die Angst vor der Ablehnung
Sehr häufig geht dieses „nicht nein sagen können“ mit einem geringen Selbstwertgefühl einher. Und das bedeutet, dass diese Person in dem Moment, in dem sie um etwas gebeten wird oder sogar ausgenutzt wird, nicht auf ihre eigenen Bedürfnisse hört (sie oft auch gar nicht wahrnimmt) sondern von etwas anderem gesteuert wird.
Nämlich von ihrer Angst. Von der Angst, die bittende Person könnte schlecht über sie denken, wenn sie nein sagt.
Und genau hier liegt ein großes Paradox!
Welchem Menschen vertraust Du mehr?
Demjenigen, der zu allem ja und Amen sagt, oder demjenigen, der klar seine Grenzen kennt und setzt und auch mal deutlich nein sagt?
Dem Letzteren natürlich. Das ist auch logisch, denn dieser strahlt Selbstvertrauen aus und demjenigen würdest Du dann auch eher vertrauen.
Also bekommen Menschen, die nicht nein sagen können, genau das nicht, was sie eigentlich gerne hätten: Die Zuneigung und das Vertrauen einer anderen Person.
2. Konfliktvermeidung
Sie vermeiden auch den Konflikt. Lieber sagen sie ja zu etwas, dass sie nicht tun wollen, als in einen Konflikt oder eine Diskussion hinein zu geraten.
In diesen Momenten ist die emotionale Anspannung sowieso schon so groß und sie haben dann das Gefühl, nicht noch mehr Belastung aushalten zu können.
Und ein Konflikt bedeutet eine solche Belastung. Deswegen gehen sie dieser lieber aus dem Weg.
Das hat aber wiederrum zur Folge, dass sie sich hinterher umso schlechter fühlen. Sie haben zwar den Moment für sich geklärt (durch ein schnelles ja), fühlen sich aber dann im Nachhinein schlecht. Das schlechte Gewissen macht sich breit und sie ärgern sich über sich selbst.
Und somit haben sie zwar den Konflikt mit einer anderen Person vermieden, haben dann aber einen Konflikt mit sich selbst (der meiner Meinung nach viel verheerender ist).
3. Angst vor der Zukunft
Weiterhin haben sie Angst davor, was in Zukunft passieren könnte. Schließlich werden sie der Person, der sie ein nein entgegenbringen, in vielen Fällen wieder begegnen (z. B. dem Chef oder Partner).
Und wenn sie damit noch nicht klar umgehen können, dann fällt der nächste Augenkontakt mit dieser Person recht schwer aus.
Sie trauen sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht dem „anderen unter die Augen zu treten“.
Also sagen sie lieber ja, damit sie auch für zukünftige Begegnungen „abgesichert“ sind.
Wie lernen kannst nein zu sagen
Wenn Dir das bekannt vorkommt, dann kannst Du lernen, Nein zu sagen.
Ein kleiner Ratschlag an dieser Stelle: Es Menschen die tendieren dazu, dann ins extreme Gegenteil zu verfallen. Das bedeutet, dass sie, wenn sie beschlossen haben, sich nicht mehr ausnutzen zu lassen, dann sofort auf die Barrikaden gehen. Sie übertreiben es dann.
Sobald sie dann jemand um etwas bittet, dann reagieren sie heftig. Sie antworten dann mit einem harten nein und blocken alles ab.
Klüger ist es, sich von den belastenden Emotionen zu befreien und zu lernen, einfach nur nein zu sagen. Ganz entspannt und mit einer positiven Intention dahinter.
Wie kannst Du nun aber lernen, nein zu sagen?
1. Werde Dir bewusst über Deinen Wünsche und Bedürfnisse
Wenn Du ein Ziel im Leben hast, wenn Du weißt, wo Du hin willst, dann wird die Meinung anderer Menschen Dich weniger interessieren. Denn wenn Du Deinen Träumen folgst, dann folgst Du nicht den Zielen anderer.
Habe eine große Vision und setze Dich bewusst damit auseinander, was Du willst!
Es fällt vor allem Menschen schwer nein zu sagen, die sich von anderen zu sehr abhängig machen. Menschen, die eben keine eigenen Ziele im Leben haben. Menschen, die anderen Menschen die Entscheidungsgewalt über einen selbst geben.
Fang an, Dir klar darüber zu werden, was Du willst. Erlaube Dir große Träume zu haben und diese aktiv anzugehen.
Und wenn damit erst mal begonnen hast und so nach und nach kleine Erfolgserlebnisse sammelst, dann fällt es Dir deutlich leichter, anderen Menschen klar zu sagen, was Du willst und was nicht.
2. Werde Dir über ein Verhalten bewusst
Beginne damit, Dir bewusst Gedanken darüber zu machen, in welchen Situationen Du ja sagst, obwohl Du lieber nein gesagt hättest.
Das kannst Du machen, indem Du jedes Mal, wenn Du ja gesagt hast oder Dich hast ausnutzen lassen, Dir hinterher bewusst Gedanken darüber machst. Überlege Dir, warum Du das getan hast. Was hat Dich in dem Moment getrieben?
Welche Gefühle hattest Du und was hast Du gedacht? Warum konntest Du nicht nein sagen?
Mache Dir dazu ruhig Notizen und halte schriftlich fest, in welcher Situation es Dir schwer fiel, zu Dir und Deiner Meinung zu stehen.
Alleine durch das Niederschreiben wirst Du Dein Bewusstsein für solche Situationen und Deine Bedürfnisse erhöhen. Achte auch darauf, dazu zu schreiben, wie lieber reagiert hättest. Was hättest Du anstelle des ja sagen können?
3. Sei Dir über den Lernprozess klar
Von jetzt auf gleich zu beschließen, einfach nur noch nein zu sagen, ist nicht immer so einfach. Deswegen ist es wichtig, dass Du Dir bewusst darüber bist, dass es ein Lernprozess ist.
Du musst das nicht von heute auf morgen können.
Fang im Kleinen an. Übe im Alltag einfach mal nein zu sagen. Bei Kleinigkeiten eben.
Und wenn es Dir mal schwer fällt und Du mal wieder etwas tust, was Du eigentlich nicht tun wolltest, dann geh nicht zu hart mit Dir ins Gericht.
Sei gut zu Dir selbst und gib Dir die Zeit, die Du brauchst. Verurteile Dich nicht, sondern erlaube Dir, Schrittweise das Neinsagen zu lernen.
Wie Du Deinen Grenzen kennen lernst
Wie gesagt, Deine Grenzen lernst Du kennen, wenn Du Dich besser kennen lernst. Also wenn Du Dein Bewusstsein steigerst.
Das geht eben durch die obigen Übungen. Fang am besten sofort damit an und denke immer daran, Dir bewusst vor Augen zu führen, was Du wirklich willst und was nicht. Dadurch lernst Du nach und nach Deine Grenzen kennen und wirst diese immer besser kommunizieren können.